Als ich gestern nur knapp dem Tod durch eine Riesenspinne entkommen bin, wurde mir klar das dass Leben jeden Tag vorbei sein kann und ich mich schleunigst mal wieder an den Schreibtisch setzten muss. OK so riesig war die Spinne nicht, aber sie kam unter dem Bett hervor und ich hatte eine Attacke von Herzrhythmusstörung und Schnappatmung. Rückblickend eigentlich recht lustig, den der Liebste ist auch nicht unbedingt ein Fan von Spinnen, aber klug genug zu erkennen, wann er seinen Mann stehen muss, weil sonst seine Frau an Hysterie stirbt! 🙂
Heute bin ich das erste mal seit über zwei Wochen hier in meinem Tagebuch, was ein sehr typisches Verhalten für mich ist, denn wenn ich ein schlechtes Gewissen habe, dann verdränge, ignoriere ich das Thema erst mal immer sehr gerne. Das ist eine Verhaltensmuster an dem ich arbeite, aber eben nicht immer mit Erfolg.
Wenn ich etwas im vergangenen Jahr gelernt habe, dann das man nicht mehreren Göttern gleichzeitig dienen kann und wenn man es trotzdem versucht, bezahlt man einen Preis dafür, der meistens mit der eigenen Überforderung zu tun hat.
Ich will mich nicht mehr selbst überfordern und darum habe ich mich bewusst dazu entschlossen, neben dem Liebsten, meiner Arbeit die oberste Priorität zu geben. Mir gehen zwar über den Tag immer wieder ganze Passagen durch den Kopf, die ich hier gerne aufschreiben würde, aber Tagsüber bleibt keine Zeit dafür und Abends sind die Passagen entweder weg oder ich zu müde, sie niederzuschreiben.
Hier wäre jetzt die Frage gerechtfertigt, ob ich wieder in alte Verhaltensmuster, die ungesund waren, zurückfalle. Aber dazu später mehr.
Machen wir doch erst mal eine Bestandsaufnahme wo ich aktuell so stehe: Mein Gewicht hat sich stabil zwischen 127kg und 129kg eingependelt, und das obwohl ich seit über drei Wochen nicht mehr beim Sport war. Die aktuelle Realität ist, das ich es im Moment nicht schaffe und das auch sicher bis zum Ende meiner Produktion am 07. November so bleiben wird. Ich bin nun mal ein Mensch der gerne früh im Büro ist, Schlicht und ergreifend weil das immer eine gute Zeit ist, Verwaltungs- Angelegenheiten abzuarbeiten, bevor der Wahnsinn los geht. Ich habe gemischte Gefühle was diese Situation angeht, denn ich vermisse mein Sportprogramm! Manchmal träume ich nachts davon im Meer zu schwimmen und das meine Kraft sich im Wasser unerschöpflich anfühlt.
Auf der anderen Seite freue ich mich darüber, dass mein Gewicht stabil bleibt, obwohl ich nach meinem Gefühl sehr normal lebe und esse. Auch hoffe ich, das wenn ich im November wieder richtig los legen kann, es wieder einen richtigen Kick in Richtung Fettverbrennung gibt, und die Kilos mal wieder heftig purzeln.
Generell fühle ich mich nach wie vor unfassbar wohl in meinem Körper und mit mir selbst. Denn auch wenn ich im Moment „normal“ und nicht nach Diät lebe, so merke ich doch das sich in meinem Kopf was essen und meinen Art zu leben angeht, dauerhaft etwas verändert hat. Ich habe ein neues Bewusstsein für den Umgang mit mir selbst gefunden. Das war und ist ein wichtiges Ziel meines Selbstversuchs und ich kann guten Gewissens behaupten, das ich hier einen echten Erfolg für mich verbuchen kann.
Ich bin keine Heilige und natürlich esse ich jetzt manchmal etwas Unvernünftiges und ich trinke auch gerne und des Öfteren Alkohol, aber eben in ganz anderen Maßen als ich das früher getan habe. Wobei, ich will ja ehrlich bleiben. Vor zwei Wochen waren wir bei einem befreundeten Paar zum Doppelkopfabend eingeladen, der mit mexikanischem Essen verbunden war. Der Liebste und ich fanden das Tequila da ein gutes Mitbringsel sei. Was soll ich sagen, es gibt diese gefährlichen Abende, an denen die Drinks richtig gut schmecken und schwups wacht man am nächsten Morgen mit einem blauen Plastikeimer neben dem Bett auf, weil die berühmten letzten Worte waren „irgendwie ist mir nicht gut“. Den Liebsten hatte es aber auch schwer erwischt, denn er suchte am nächsten Morgen verzweifelt seine Schlüssel um nach 20 Minuten festzustellen, das sie noch draußen an der Wohnungstür waren. Schön zu wissen, das wir in einer anscheinend sicheren Nachbarschaft wohnen, wo das nicht zu Raub oder Entführung geführt hat.
Aber wenn ich es jetzt mal einen Abend richtig krachen lasse, dann bin ich in den Tagen danach, wieder sehr vernünftig und diszipliniert um die Sünde auszugleichen. Man könnte auch sagen, das ich drei Tage zu krank bin, um unvernünftig zu sein! 🙂
Zurück zur Frage, ob ich wohl wieder in alte Verhaltensmuster verfalle. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht genau. Mein Job in dieser Produktion ist stressig und er wird es auch sicher bis zum Ende bleiben. Aber es ist ein anderer Stress, als der den ich früher hatte. Prickelnd und aufregend fühlt er sich an und ist jeden Tag einer emotionalen Achterbahnfahrt verbunden. Horror und Ärger, gefühlt Aufgaben gestellt zu bekommen, die man in der kürze der Zeit eigentlich nicht schaffen kann. Glücksgefühle weil wir es dann doch schaffen, von Kollegen in einem Moment genervt sein und sie im nächsten zu bewundern. All das liegt sehr nah beieinander und gibt mir jeden Tag ein unwahrscheinlich lebendiges Gefühl. Ich habe das Privileg mit einem Haufen sehr kreativen Menschen zusammenzuarbeiten und damit meine ich nicht nur die Autoren und Redakteure, sondern auch mein Produktionsteam. Wenn die Zeit immer knapp ist, dann ist oft die Phantasie gefordert und davon ist auf beiden Seiten der Produktion eine Menge vorhanden. Ich lerne in den letzten Wochen unfassbar viel Neues, vor allem wie unterschiedlich man Humor interpretieren und verstehen kann. Ich hatte schon immer großen Respekt vor Menschen die Ihr Geld ausschließlich durch Ihre Vorstellungskraft verdienen. Jeden Montag sehe ich dabei zu wie sie die Ideen für die Woche präsentieren, jeden Mittwoch denke ich, das schaffen wir nie und jeden Donnerstagabend gehe ich mit einem fast Euphorischen Gefühl nach Hause, weil wir es eben doch schaffen.
Dieses Teamgefühl zusammen etwas auf die Beine zu stellen, gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen, das ist einfach schön, fast ein bisschen berauschend. Obwohl ich schon so lange im Geschäft, beobachte ich immer wieder mit Spannung wie ein Team zusammen wächst und im Fall dieser Produktion ist das ein sehr schönes Erlebnis.
Ich würde gerne ein „Best of“ der Gespräche die wir dort führen, rausgeben. Aber das könnte kompromittierend werden, ein Beispiel möchte ich dennoch geben. In unserer Show, die wir für RTL produzieren nehmen wie alles und jeden auf den Arm. Viele Ideen entstehen sehr kurzfristig und so hat man nicht immer die Zeit die offiziellen Wege zu gehen, um bestimme Bilder oder Filmausschnitte zu zeigen. Dann müssen wir untereinander abwägen, ob wir etwas zeigen wollen, können und ob wir mit Ärger und/oder negativen Konsequenzen rechnen müssen. So ergab es sich das ich letzte Woche einen der Geschäftsführer unserer Firma anrufen musste, um zu klären ob wir ein Bild aus dem Promi Big Brother Haus , vom nackten Roland Schill, zeigen können. Das Gespräch verlief in etwa so:
Ich: Wir möchten gerne heute in der Show ein Bild von Roland Schill aus PBB zeigen. Er ist darauf nackt. Können wir das machen?
Geschäftsführer: Nackt? Wie nackt genau?
Ich: Nackt wie ein neugeborenes Baby mit seinem Penis in der Bildmitte!
Geschäftsführer: Warum wollt Ihr das Zeigen?
Ich: Wir möchten seinen Penis mit einem Nacktmull vergleichen und anregen ob er nicht einen Namenspatenschaft übernehmen sollte.
Geschäftsführer: Also in einem Satirischen Zusammenhang?
Ich: Äähh… mmh… ja, irgendwie schon ! 🙂
Geschäftsführer: Wie lange wollt Ihr das Bild einblenden?
Ich: Maximal 10 Sekunden.
Geschäftsführer: Ok, aber bitte nicht länger!
Ich: OK! Sollen wir es mit Sat1 und PBB Logo Einblenden oder nicht?
Geschäftsführer: Ich denke besser mit, aber klär das bitte mit RTL!
Ende! 🙂
Fällt für mich unter Gespräche von denen ich nie gedacht hätte, das ich sie mal führen würde. Und noch absurde wird das ganze, wenn ich darüber nachdenke das ich darüber mit einem Mann spreche, der für viele Arbeitsplätze und für viel Geld die Verantwortung trägt und wahrscheinlich zwischendurch Entscheidungen fällt, die sich meinem Blick über den Tellerrand entziehen. Und dann komme ich und spreche über den Schill Penis und den Nacktmull. Ich frag mich schon, was dem bei unserem Gespräch so durch den Kopf geht! 🙂
In den letzten Wochen denke ich sehr oft über die „2. Chance“ nach, im Bezug auf mich und mein Leben, aber auch über Menschen die meinen Weg kreuzen. Abzunehmen und seinen Lifestyle zu verändern ist ja auch eine zweite Chance, sein Leben besser und neu zu gestalten. Jetzt wo ich aus meiner Käseglocke in der ich fast ein Jahr gelebt habe, wieder rausgekommen bin und am „normalen“ Leben teilnehme, merke ich erst wie sehr ich mich verändert habe und in meinen Augen tatsächlich zum Besseren. Auch meinem Beruf eine zweite Chance zu geben, wobei ich mangels Alternativer Idee, da gar keine große Wahl hatte, war eine sehr gute Sache. Ich hab ja in den letzten Monaten oft geschrieben, das ich mir nicht mehr sicher war, ob ich noch eine Produktionsleiterin sein möchte. Jetzt bin ich mir wieder sicher und das ist ein gutes Gefühl!
Wenn man selbst von zweiten Chancen profitiert, sei es weil andere sie einem gegeben haben oder man sich selbst, dann denkt man intensiver darüber nach, wie man selbst über andere Urteilt und ob manchmal ein zweiter Blick auf jemanden oder etwas, nicht vielleicht doch klüger ist, als sie zu verurteilen oder abzuschreiben.
Als ich in meiner jetzigen Produktion anfing, war dort bereits ein Kollege den ich kannte und von dem ich keine besonders gute Meinung hatte. Ganz offen gesagt wollte ich eigentlich gar nicht mit ihm arbeiten. Aber der Kollege hatte sich in der Firma einen guten Ruf erarbeitet und ich keine Argumentation nicht mit ihm zu arbeiten. Ich bin bei so etwas immer sehr offensiv und so schnappte ich mir den Kollegen bei der ersten Gelegenheit und sprach mit ihm über meine Gefühle. Daraus entstand ein wirklich gutes Gespräch, in dem wir die Vergangenheit aufarbeiten konnten. Ich habe daraus gelernt, dass ich aufhören muss, Menschen direkt für ein gewisses Verhalten zu verurteilen, sondern erst mal wirklich zu hinterfragen, warum sie handeln wie sie es tun. Man muss, sollte immer verstehen wo der Mensch herkommt und was in bewegt, bevor man entscheidet wie man sein Handeln beurteilt.
Dieser besagte Kollege wächst mir seit dem jeden Tag etwas mehr ans Herz, weil er jemand ist der seinen Job mit Einsatz und Herz macht, wir auch in schwierigen Situationen zusammen funktionieren und vor allem wirklich viel Spaß miteinander haben. Ich glaube mir wäre viel entgangen, wenn ich ihm und mir keine zweite Chance gegeben hätte.
Ich erzähle Euch das, weil es viel mehr mit dem Projekt „Vom Wal zum Aal“ zu tun hat, als Ihr ahnt. Das Leben offeriert einem immerzu Chancen, die Frage ist nur ob uns trauen sie zu ergreifen, denn sie zu nutzten braucht auch immer etwas Mut. Alles was in den letzten Monaten passiert ist, hat etwas mit meiner 2. Chance zu tun. Mit dem Verlust der Kilos hat mein Leben eine neue Leichtigkeit bekommen. Ich handle schneller und gezielter, habe aber gelernt mir vorher zu überlegen, warum ich eine Entscheidung treffe und was die Konsequenzen sein werden. Mein Projekt hat mir bewiesen, das ich wenn ich etwas wirklich will, kann ich es schaffen. Ich muss nur einen ersten Schritt tun und das jeden Tag… 😉
Wie schön was neues zu lesen😊
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Liebe Debby,
I hear you, ich komme im Moment nicht mal dazu Deine Beiträge zu lesen, siehst ja wie hinterher ich bin *g*….viel passiert in meinen letzten Wochen inklusive neuen Plan was ich arbeitstechnisch machen werde,,,,mehr dazu bald muss jetzt zur Arbeit….LG Petra
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