Das Wochenende war so schön und entspannt wie man es sich nur wünschen kann und manchmal beschleicht mich der Gedanke, das zuviel Glück dem schreiben nicht zuträglich ist. Ich denke und Träume zwar auch im Glück, aber die Gedanken sind irgendwie sehr rosa und auch fast klebrig , weil sie so gezuckert sind! Es scheint also zwischen leicht depressiven Autoren und deren Erfolg ein Zusammenhang zu bestehen, was mich immer weniger wundert. Wer glücklich ist, schreibt wahrscheinlich leichter in ein Poesie Album, als einen Blog! 🙂
Aber das Leben ist ja nicht nur Sonnenschein und so erzähle ich Eich doch erst mal von meinem „sündigen“ Freitag, wozu aber wie immer erst mal eine kleine Einführungsgeschichte gehört.
Der Liebste und ich sind ja erst spät in unserem Leben eine Einheit geworden und hatten jeder schon ein halbes Leben gelebt, als wir uns trafen. Als wir beschlossen zusammen Leben zu wollen, zögerte der Liebste nicht einen Moment, für mich nach Köln nach Köln zu ziehen, den er wohnte in einer Kleinstadt in der Nähe von Wuppertal. Das war auch mein großes Glück, denn ich wäre nur extrem schweren Herzens von Köln weggezogen. Aber wie das immer so ist im Leben, wenn man die Stadt wechselt, bleiben Menschen zurück an denen man hängt. Der Liebste vergibt seine Freundschaft nicht großzügig und es gibt nur eine Handvoll Männer die er wirklich als Freunde bezeichnet.
Umso dramatischer ist, das wir uns im pflegen dieser Freundschaften, in den letzten zwei Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Was eine andere Form ist auszudrücken, dass wir Freunde sträflich vernachlässigt haben. Ich denke das liegt zum Teil daran, das unser Leben in den letzten Jahren nicht unkompliziert war, was zu einem nicht grade geringfügigen Teil an mir und meinem Job liegt. Auch macht Räumliche Entfernung, selbst wenn es nur 50KM sind, es nicht unbedingt leichter, sich regelmäßig zu sehen. Da der Liebste kein großer Telefonierer ist und auch Facebook nur sehr passiv, nämlich als stiller Mitleser nutzt, sind Kontakte eingeschlafen.
Einer dieser Freunde heißt Rudi, hat am Freitag seinen 60ten Geburtstag gefeiert und so hat uns das Schicksal oder Besser gesagt die Einladung zum Geburtstag, endlich wieder zusammengeführt. Auch ich hänge mittlerweile an Rudi und seiner Frau Anette. Die beiden sind warmherzige, freundliche und sehr witzige Menschen und gehören zu den liebevollsten Gastgebern die ich kenne. Wir haben uns schon seit Wochen auf diese Feier gefreut, und ich hatte das Gefühl, das der Liebste auch ein bisschen nervös war. Sicher ist das seinem schlechten Gewissen geschuldet gewesen, denn manchmal muss man ohne Ausreden eingestehen, das man Freunde vernachlässigt hat!
Rudi, Annette und meine kleine Schwiegermutter, auf unserer Hochzeit!
Könnt Ihr Euch vorstellen, wie schön es dann ist, wenn so ein Wiedersehen nur von aufrichtiger Freude und Wärme geprägt ist? Ich konnte fühlen wie der Liebste von Stunde zu Stunde entspannter wurde und wie wohl er sich in der Gesellschaft seiner alten Freunde und Nachbarn gefühlt hat. Ich hab an dem Abend immer wieder gedacht, wie es sein kann, das wir solche Freunde haben und sie nur alle Jubeljahre sehen! Das ist nicht richtig! Aber wie bei so vielen Dingen, ist es nie zu spät das zu ändern, wenn man merkt, das man vor richtigen Weg abgekommen ist. Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen das wir nicht mehr zulassen, das wir uns von Menschen entfernen, die eine Bereicherung in unserem Leben sind. Die Feier war einfach wundervoll, denn nicht nur das wir das Geburtstagskind und seine Gattin endlich mal wieder gesehen haben, sondern auch einige andere Menschen, deren Gesellschaft einfach schön ist. Wir haben soviel gelacht wie schon lange nicht mehr, schöne Geschichten gehört und erzählt, dummes Zeug gequatscht und uns gegenseitig auf und in den Arm genommen und auch neue nette Menschen kennengelernt. Eine Party die von der ersten bis zur letzten Minute einfach rund und perfekt war! Wir sind erst um knapp vier Uhr morgens wieder zuhause bei unseren „Schwieger“ Eltern gewesen, wo wir übernachtet haben. Wir sind reingeschlichen wie Teenager, die zu lange aus waren und von Mama und Papa nicht erwischt werden wollen, was übrigens irgendwie ein nettes Gefühl war. Manchmal ist es schön sich wieder wie ein ungezogener Teenager zu fühlen! 🙂
Das „rein schleichen“ war nicht ganz einfach und ist uns, wie wir am nächsten Morgen erzählt bekamen, auch nicht wirklich gelungen. Wahrscheinlich weil wir Stramm wie die Haubitzen waren! 🙂
Damit kommen wir zu meiner Sünde des Wochenendes, die im Konsum von gefühlten 3 Litern Caipirinha bestand! Ein gefährliches Getränk, aber der Gastgeber hatte beschlossen eben dieses, zum Drink des Abends zu machen. Bei der Menge Zucker im Getränkt hätte ich mich nicht gewundert, wenn meine Waage mich wieder wie verrückt angeblinkt und verzweifelt gestöhnt hätte, aber der Kilo Gott hat mich mit einem blauen Auge davonkommen lassen und so ist kein Unglück geschehen, welches ich in der kommenden Woche nicht wieder mit meinem Sportprogramm, ausgleichen kann.
Es ist übrigens wie ein Geschenk des Himmels, am Morgen nach so einer Party, bei meinen Schwiegereltern aufzuwachen. Die beiden feiern auch ziemlich gerne und so gibt es am nächsten Tag weder Schadenfreude über einen Kater, noch sonstige Schelte, sondern einfach nur ein köstliches Familienfrühstück!
Ich habe überhaupt wirklich Glück mit meinen Schwiegereltern, denn die beiden haben mich vom ersten Tag an mit offenen Armen in ihrer Familie aufgenommen und wir verstehen uns wirklich gut und aus Zuneigung ist im lauf der Jahre Liebe gewachsen. Ich vermute, das der Mythos von „Bösen Schwiegereltern“ sowieso schon längst überholt ist, zumindest habe ich nicht viele Freunde, die über Ihre etwas schlechtes erzählen.
Aber ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass nicht alle Eltern meiner verflossenen Lieben, mich als begehrenswerte Schwiegertochter empfunden haben. Wahrscheinlich weil ich laut und dominant bin und sie um Ihre Söhne Sorge hatten, vielleicht war ich Ihnen aber auch zu unkonventionell oder meine Familieverhältnisse zu verrückt. Ich könnte noch ein paar Gründe aufzählen, aber warum über vergangenes grübeln.
Der Liebste mit Mama und Papa! Eins meiner Lieblingsfotos von den Drein zusammen!
Die Eltern des Liebsten waren allerdings anders, denn obwohl sie im Vergleich zu meinem Backround geradezu seriös, konservativ wirken, haben sie sich auf mich und das was ich in ihr Leben mitgebracht habe, vollkommen eingelassen. Wahrscheinlich fragt sich jetzt so mancher, was um Himmels Willen ich mitgebracht habe? Eigentlich gar nichts so besonderes, aber ich habe halt einen anderen Lebensrhythmus, alleine schon weil ich freiberuflich durchs Leben gehe. Entweder sehr viel oder gar nicht arbeiten, zeitweise in anderen Städten leben, viel Reisen, verrückte andere Menschen wie Schauspieler, Künstler, Freigeister, Sänger, Tänzer, Tagträumer. Ein Schlag Menschen mit denen meine Schwiegereltern, bevor ich in ihr Leben trat, nicht unbedingt viel zu tun hatten. Ein anderes gutes Beispiel für die Veränderung durch mich, ist Weihnachten. Die Familie des Liebsten hat ihr ganzes Leben Heilig Abend ausschließlich im Kreis der Familie gefeiert. Wir hingegen feiern so lange ich denken kann mit Familie und Freunden und da meine Familie vorher meistens nur aus meiner Mutter und mir bestand, waren es eigentlich immer überwiegend Freunde. Auch daraus ist im Laufe der Jahrzehnte eine Familie gewachsen und für mich wäre es unmöglich gewesen, diesem Teil meiner Familie für Weihnachten Lebewohl zu sagen. Meine Schwiegereltern haben sich also auf Weihnachten in einer großen Patchworkfamilie eingelassen, was bestimmt nicht immer einfach war, schließlich haben sie Ihre Tradition für mich aufgegeben. Aber mittlerweile behaupte ich gerne, das wir die wundervollsten Weihnachtfeste überhaupt miteinander feiern, die sicher nicht die gleiche, aber doch eine andere Qualität haben, als kleine Familienfeiern. Wenn ich so darüber nachdenke, sind wir Tatsächlich eine wirkliche Familie, was für mich seltsam ist, da ich nie bewusst eine große Familie angestrebt habe. Aber wie so oft im Leben heißt es „Life is what happens, while you make Plans!“
Ich glaube, ich könnte einen ziemlich lustigen Stammbaum meiner gewachsenen Familie erstellen. Das würde dann ungefähr wie folgt aussehen:
Dramatisches Alphaweibchen mit Tendenz zur Unterdrückung durch Liebe! 🙂
Sanfter Realist, mit unerschöpflicher Geduld und reinem Herzen! 🙂
Träumende Drama Queen, kreative Urgewalt mit stark ausgeprägtem Helfersyndrom! 🙂
Lesesüchtige Cookie Queen, Stricktalent mit Verwöhnerqualitäten! 🙂
Witze Kobold und Dauerschmunzler, aber Fels in der Stürmischen Brandung! 🙂
Kölsches Urgestein, liebevoller Patriarch und ewiger Besserwisser! 🙂
Rebellin, Muttertier, kölsches Mädchen mit holländischem Herzen! 🙂
Rappendes Computerbrain, noch auf dem Weg zum Jediritter Dasein! 🙂
Wir haben noch mehr Familie, aber über die, erzähle ich ein andermal mehr!
Mein Wochenende war also dominiert von Familie und Freunden und das ist gut so, denn ich fühle mich geliebt, warm und gut aufgehoben in diesem Kreis von Menschen. Man sagt es viel zu selten laut, aber ich bin aufrichtig Dankbar für unsere Familie und Freunde, sie bedeuten mir alles! Freitagabend hat jemand zu mir gesagt, das es am des Tages doch immer nur um die Liebe geht und ich denke er hat recht! Die Liebe zu sich selbst, zu Familie und Freunden, kann wunschlos Glücklich machen und das sieht dann so aus! 🙂
Darum möchte ich heute mit einem ungebetenen Ratschlag enden. Wenn ihr Freunde oder Familie habt, die Ihr lange nicht mehr gesprochen habt, dann rappelt Euch jetzt auf und versucht sie zu kontaktieren. Man kann dabei nämlich wesentlich mehr gewinnen als verlieren… 😉
👍 absolut richtig was die Aussage mit der Liebe angeht:-)
Zu Deiner Alkohol“Sünde“…. : Kalorien, die durchsichtig sind, sieht der Körper nicht… Und kann sie so auch nicht auf die Hüften packen… 😉 😛
LikeLike
Interessant wie du mich siehst. Und als Dramaqueen bin ich nicht alleine in der Familie!
3> 3> 3>
LikeLike