„Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“ Ich kann nur vermuten, dass der gute Goethe auch mal versucht hat, etwas dauerhaft in seinem Leben zu verändern, und dabei vom Weg abgekommen ist, denn er spricht mir geradezu aus der Seele.
Naja, etwas klüger als vorher bin ich schon, im Runde genommen weiß ich schon was ich machen muss um meine Ziele zu erreichen, aber Wissen alleine reicht halt auch nicht immer, man muss auch die Ausdauer haben.
Also es ist an der Zeit der Wahrheit ins düstere Auge zu blicken und ich kann gar nicht genug betonen, wie viel Überwindung es mich kostet das zu tun. Ich bin nämlich ein schlechter Verlierer, was so viel bedeutet wie, das ich zu den Menschen gehöre, die wenn sie bei „Mensch Ärger Dich nicht“ verlieren, auch schon mal das Spielbrett gegen die Wand schmeißt. Naja, ganz so schlimm ist es nicht mehr, da meine Mutter mich mal einen Monat nicht hat mitspielen lassen, weil ich mich immer so aufgeregt habe. Aber ich verliere immer noch nicht mit Gelassenheit, weder beim Spielen, noch bei der Arbeit oder im Privatleben.
Und diesmal habe ich richtig verloren, wenn ich ganz ehrlich bin, auch nicht erst in Bukarest, sondern kurz nach dem ich wieder angefangen habe zu arbeiten. Es scheint dass mein größtes Problem ist, das ich zu Extremen neige. Was immer ich auch tue, ich hänge mich extrem rein, was ja eigentlich keine schlechte Sache ist, wenn ich das denn auf mehrere „Projekte“ gleichzeitig verteilen könnte. Aber genau da ist anscheinend der Haken, ich kann mich immer nur auf eine Sache zurzeit richtig fokussieren.
Es gilt also nicht nur den Weg zurück zu einer disziplinierten Lebensweise zu finden, sondern auch zu einem ausgeglichenen Lebenswandel. Es spricht ja nichts dagegen es sich zwischendurch gut gehen zu lassen, aber halt eben in Maßen.
Aber ich bin durch und durch ein Hedonist und das macht das Ganze noch viel komplizierter, denn es Scheint das ich immer auf der Straße der Versuchung wandle. Das tun wir, die wir mit Gewicht und Gesundheit kämpfen, wahrscheinlich alle.
Letztes Jahr im Sommer habe ich mich so stark und beständig gefühlt, so als ob ich die Welt, aber mindestens meine Ziele erobern könnte. Ich hab das irgendwann in den letzten Monaten verloren und wenn ich tief in mich reinhorche, dann will ich es gerade eigentlich gar nicht finden. Ich bin nämlich tatsächlich sehr glücklich“ Es geht mir gut, ich fühle mich wohl in meiner Haut, geliebt und reich beschenkt vom Leben. Es mag pervers klingen, aber Unglück ist wahrscheinlich die beste Motivation die man finden kann. Wenn man da wo man ist, nicht glücklich ist, beeilt man sich weg zu kommen. Aber wenn es schön ist, dann läuft das eher nach dem Motto „Eine Zigarette rauche ich noch und dann mach ich mich auf den Weg“ zumindest ist das bei mir so.
Aber egal, ich muss mich motivieren, denn wenn ich es jetzt nicht tue, schlittere ich wieder in eine Katastrophe was Körper und Gewicht angeht und das will ich auch nicht.
Zum Gewicht schreibe ich euch erst was, wenn ich bei den WW war, da ist die Waage geeicht und das Ergebnis ist verlässlich. Aber so viel sei gesagt, ich bin leider nicht mehr da wo ich war, als ich das letzte Mal bloggte, Gott sei Dank auch nicht da, wo ich mal war, aber der Weg ist wieder ein Stück länger geworden.
Ich muss mich jetzt an alles langsam ran tasten, an den Sport, an die Ausgewogenen Ernährung und irgendwie auch an diesen Blog. Mich beschleicht die Angst, dass ich meinen Witz verloren habe, vielleicht kann ich nicht mehr schreiben, vielleicht war es nur eine kurze Phase, in der ich das Talent hatte, Euch von meinem Leben zu erzählen und Euch auch zum Schmunzeln zu bringen.
Aber vielleicht brauche ich auch einfach nur wieder mehr Zeit mit mir selbst!? Ich bin diese Woche das erste Mal seit August letzten Jahres, richtig schwimmen gegangen. Es war mühsam und ich bin eine richtige lahme Pocke geworden… 40 Bahnen in 45 Minuten, das ist fast wieder so wie ganz am Anfang, es war ziemlich deprimierend.
Was aber viel wichtiger ist, mir wurde beim Schwimmen klar, dass ich das erste Mal wieder „ME Time“ hatte. Damit meine ich nicht Freizeit oder mit Familie oder Freunden abzuhängen, sondern Zeit die man mit sich selbst verbringt. Zeit zum Nachdenken oder eben nicht nach zu denken. Seit ich wieder mit dem Arbeiten angefangen habe, bin ich nie mit mir selbst alleine. Ich habe seit Monaten keine Muse Stunden mit mir selbst verbracht. Ich habe entweder immer etwas zu tun oder ich bin immer mit Menschen zusammen. Ich habe eine Bunte Familie die Ansprüche hat, ich bin immer noch extrem glücklich verheiratet und ich habe einen großen und wundervollen Freundeskreis. Da bleibt einfach kein Raum nur für mich selbst.
Ich vermisse es Zeit mit mir selbst zu verbringen, Zeit zum Träumen zu haben, aber das habe ich tatsächlich erst am Montag, als ich so meine Bahnen zog, so richtig gemerkt.
Vielleicht sollte ich diesen Neuanfang mehr unter dem Aspekt von „ME Time“ Betrachten und wieder sportlich und schlanker zu werden, könnte einfach nur ein positiver Nebeneffekt sein!
Irgendwann als ich in der heftigen „Ich blogge ganze Romane“ Phase war, hat mich jemand gefragt, ob ich mich vorher hinsetzte und ein Konzept oder eine Gliederung über den Beitrag entwickle. Damals habe ich geantwortet, dass ich mich einfach hinsetzte und drauf los schreibe. So ganz stimmt das aber nicht, ich hatte immer viel Zeit zum Nachdenken, beim Schwimmen, beim Krafttraining, beim Spazieren gehen und manchmal habe ich auch einfach an meinem Schreibtisch gesessen und eine Stunde auf den Bildschirm gestarrt und nachgedacht. Diese Zeit habe ich nicht, schon lange nicht mehr. Ich bin selten vor 19 Uhr zuhause du dann ist das auch schon ein kurzer Tag. Dann muss ich was essen, was meistens auch kochen bedeutet, ein oder zwei Telefonate führe, und mit dem Liebsten über den Tag sprechen, schwupp ist es 22 Uhr oder 23 Uhr. Da ich jeden Morgen um 5:45 Uhr aufstehe, setzte ich mich dann auch nicht mehr wirklich an den Rechner um zu schreiben… worüber auch, ich hatte ja auch noch keine Zeit zum Nachdenken, zumindest nicht über meine persönlichen Anliegen.
Ich will meine „ME Time“ wieder haben und ich hole sie mir jetzt auch wieder zurück.
Am Freitag habe ich mich in meinem Fitnessclub zum erneuten Probetraining angemeldet, schließlich kann ich nicht da anfangen wo ich aufgehört habe. Es heißt eben „Alles wieder auf Anfang, gehen Sie nicht über Los, werden sie nicht the biggest Looser“
Also, ich betrachte das hier, um es mal in meiner Terminologie zu formulieren, als 2. Staffel „Vom Wal zum Aal? Ein ehrliches Tagebuch“ Ich bin wieder da und wer weiß, mit dem zurückerobern der „ME Time“ kommt vielleicht auch das Talent zum schreiben zurück… 😉
Ein herzliches „Hallo“ aus einer kleinen Stadt mit großer Brauerei. Ich verfolge deinen Blog (darf man einfach du sagen, ohne sich jemals begegnet zu sein?) seit Anfang an und freue mich immer wieder, wenn es etwas Neues zu Lesen gibt. Warum? Ich bin dick, ich habe mal ziemlich gut abgenommen und ich habe wieder einen Großteil drauf… Und ich überlege grad wieder, mir was Gutes zu tun und bei WW erneut mein Glück zu versuchen. Ist für mich eigentlich die einzige Ernährungsumstellung, die zu mir passt.
Natürlich macht es mir Mut, zu sehen, dass auch du bisschen auf der Strecke geblieben bist. Bei mir war es im letzten Jahr, als ich mit Rauchen aufgehört habe und mich nicht weiter um die Esserei gekümmert habe. Jetzt bin ich fast 1,5Jahre clean und sollte die nächste Baustelle in Angriff nehmen. Muss jetzt nur noch anfangen… Da bist du einen Schritt weiter! Bitte schreib auch gelegentlich weiter im Blog – ich liebe es.
Herzliche Grüße in mein Lieblings-Urlaubsland Rumänien (obwohl wir um Bukarest einen großen Bogen gemacht haben) vom Hungerliebchen
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Liebes Hungerliebchen,
Natürlich sagen wir „Du“, nach dem ich hier so viel über mich preisgebe, sind solche Formalitäten eher überflüssig! 🙂
Nach dem ich mich für unfehlbar und extrem Willensstark hielt, musste ich lernen wie schnell man vom rechten Weg abkommt. Aber entscheidend ist doch, das man sich wieder aufrappelt, das Krönchen richtet und weiter macht. Für mich war das aller schwerste zuzugeben, auch vor mir selbst, das ich hingefallen bin. Es ist ja so leicht sich selbst einen in die Tasche zu lügen. Ich freue mich tierisch, das es Dir Mut macht, das auch ich auf der Strecke liegen geblieben bin. jetzt hat meine Überwindung schon für zwei Leute was gutes, nämlich für mich und für DICH! 🙂
Eine Baustelle nach der anderen, klingt Sinnvoll und Klug. Ich hab mir noch nie das rauchen abgewöhnt, da ich sowieso eher wenig als viel Rauche und das für mich und auch mein Umfeld, eher als Harmlos eingestuft wird, aber es soll extrem schwer sein. Wenn Du also das geschafft hast, dann sollte die nächste Baustelle doch auch machbar sein und WW ist nie ein Fehler! 🙂
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen und hoffe, das ich Dich noch mit der ein oder anderen Geschichte zum schmunzeln und / oder inspirieren kann!
Liebe Grüße
Debby
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Ich finde diesen Post total mutig (und erkenne mich darin auch selbst wieder) — du hast mit hundertprozentiger Sicherheit nicht dein Schreibtalent verloren. Ich glaube auch dass du, was die „ME Time“ beim Sport angeht, total recht hast, und denke dass das im-Kopf-aufräumen, was dadurch passiert, bestimmt genau so gut ist wie der Sport selber.
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Liebe Georgi,
das ist zauberhaft und ermutigend! 🙂 Vielen Dank !
Liebe Grüße
Debby
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