Ich habe in den letzten zwei Woche ziemlich viele Mails bekommen, in denen ich gefragt wurde, warum ich noch weiter an meinem Selbstversuch „Vom Wal zum Aal“ arbeiten würde, wo ich doch schon so gut aussehe.
Erst mal Danke für das Kompliment, aber wir wissen doch alle, das es vorteilhafte und weniger vorteilhafte Fotos gibt und das letzte von mir, zu meiner 30 Kilo Abnahme, gehört deutlich in die erste Kategorie! 🙂
Ihr zwingt mich also quasi etwas zu tun, was meiner Eitelkeit zutiefst widerspricht, wobei der Zug eigentlich schon längst abgefahren ist, denn unvorteilhafte Bilder von mir, habe ich ja bereits zu Hauff veröffentlicht. Sollte ich jemals zu öffentlichem Ruhm gelangen, die Klatschpresse hätte ihre Freude an mir! 🙂
Hier also zwei Bilder die Euch zeigen, da der Traumkörper noch auf sich warten lässt und Ihr sehen könnt, das ich immer noch ein Wal bin, zwar ein schon wesentlich kleinerer, aber eben doch noch immer ein Wal.
Die beiden ersten Bilder sind von jetzt gerade und letzteres ist zwei Wochen alt und hat mir eine große Flut zauberhafter und wohltuender Komplimente eingebracht. Ich bin jetzt sogar noch ein Kilo leichter, darum ist das ein guter Beweis dafür, was man aus sich machen kann, wenn man den Lust dazu hat! 🙂
Ich bin jetzt bei 128 Kg angelangt, aber noch mit +/- 1 Kg je nach Tagesform. Aufhören kann ich hiermit erst, wenn ich wie eine zarte Elfe daher schwebe oder unter 100 Kilo wiege. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch der Elfenzug, zumindest was meine Person angeht, bereits abgefahren ist.
Aber ich finde, dass diese Bilder ja noch etwas anderes zeigen, was mir mindestens genauso wichtig ist, wie das Abnehmen an sich. Nämlich das auch Dick verdammt sexy und attraktiv sein kann. Ganz richtig, ich halte nichts von falscher Bescheidenheit, ich sehe großartig auf diesem Bild aus und so habe ich mich auch gefühlt, aber machen wir uns nix vor, dazu muss man sich auch ein bisschen Mühe geben.
Starkes Übergewicht bringt abgesehen von Gesundheitlichen Problemen, noch eine andere Form von negativen Kettenreaktionen, mit sich. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit nicht allein bin. Was also passiert genau?
Bei mir verlief es folgendermaßen: Je dicker ich wurde, desto weicher bzw. Elasthan haltiger wurden meine Klamotten. Ganz ehrlich, irgendwann fühlten sich alle mein Sachen wie Joggingklamotten und das fand ich auch vollkommen Ok. Wer mag schon wenn es überall zwickt und zwackt, jeder will sich lieber wohl und entspannt fühlen, auch angezogen! 🙂
Und weil ich immer dieses „bequeme“ Gefühl hatte, habe ich mich dann irgendwann auch so benommen, als ob ich zuhause in meinen Schlabberklamotten rumlaufen würde, sprich erst wurde mein Make Up weniger, dann habe ich es ganz weggelassen, auch mit den Haaren habe ich mir morgens weniger Mühe gegeben, nicht mehr schön geföhnt, sondern tendenziell eher im Zopf oder Dutt. Halt alles in allem etwas lieblos und dieses Wort beschreibt dann auch meinen generellen Umgang mit mir selber. Versteht mich nicht falsch, meine Körperpflege an sich habe ich nie vernachlässigt, aber man kann auch gewaschen, geschrubbt und wohl duftend, wie soll ich es formulieren, irgendwie leicht schlampig aussehen.
Das alles ist meinerseits nicht bewusst passiert, es war eher ein schleichender Prozess, ich möchte behaupten, das hätte mich irgendjemand darauf angesprochen, wäre ich sicher ausgeflippt, weil ich mich beleidigt gefühlt hätte.
Gemerkt habe ich das erst, als ich vor ca. zwei Monaten anfing mich wieder mit meinen Aussehen zu beschäftigen, womit ich nicht nur meine Figur meine, sondern auch Schminken und Haare. Meine Großmutter hat immer gesagt, das eine Frau ab 40 kein billiges Make Up mehr tragen sollte, weil ältere Haut einfach mehr braucht um gut auszusehen. Jüngere Haut hingegen hat ja meistens schon von ganz alleine einen, wie nannte sie es so schön, Pfirsich Schimmer. Dieser Rat hat mir eingeleuchtet und so hab ich ihn nie vergessen. Also habe ich eine schwere Schwäche für Chanel Produkte entwickelt, das ist zwar nicht günstig, aber meine Großmama hatte Recht, meine Haut dankt es mir.
Als ich mich also vor zwei Monaten meiner Schminkkollektion, die lang verwehrte Aufmerksamkeit schenkte, musste ich mit Schrecken feststellen, das fast alles schlecht bzw. ranzig geworden war. Das hat mir ziemlich deutlich vor Augen geführt, wie lange ich mich nicht mehr regelmäßig geschminkt hatte. Das war eine bittere Pille. Wer schon mal einen Chanel Lippenstift gekauft hat, weiß das es dem Portemonnaie weh tut, wenn man drei davon in den Müll schmeißen muss, vom Make Up will ich erst gar nicht anfangen. Es hat mir kurz das Herz gebrochen.
Ich frage mich noch immer, wie es so weit kommen konnte. Hätte mich jedem gefragt ob ich Eitel bin, hätte ich zu jedem Zeitpunkt mit „Ja“ geantwortet, aber wenn ich jetzt so zurück denke, muss ich gestehen das ich mich in den letzten zwei bis drei Jahren nicht mehr wie ein Mensch benommen habe, der viel Wert auf sein Aussehen legt. Ob mein Unterbewusstsein mich wohl aufgegeben hatte? Es ist die einzige Weise wie ich mir das erklären kann!
Darum bin ich mir auch ziemlich sicher, dass es viele Dicke Frauen gibt, die nicht „nicht“ gut aussehen weil sie Dick sind, sondern weil sie sich, aus welchem Grund auch immer, keine Mühe mehr mit sich selbst geben. Aber wahrscheinlich geht es denen genau wie mir lange Zeit. Wenn Figur und Gewicht so aus der Kontrolle geraten sind, wozu sich dann mit dem Rest noch mühe geben, der reist es dann auch nicht mehr raus. Und das ist ein gefährlicher Gedanke, ob bewusst oder unbewusst, gedacht.
Ich glaube an Innere Schönheit, auch das es die wichtigere der Schönheiten ist. Gleichzeitig muss ich aber zugeben, dass ich immer eher daran interessiert bin, einen „attraktiven“ Menschen so weit kennen zu lernen, um überhaupt erkennen zu können, ob derjenige über Innere Schönheit verfügt. Das lässt mich sicher nicht besonders sympathisch erscheinen, aber wenn ich ehrlich bin, entspricht es der absoluten Wahrheit. Ich wünschte ich wäre ein besserer Mensch, der auf die Äußerlichkeiten weniger Wert legt, aber dem ist leider nicht so. Wenn Ihr Ehrlich mit Euch selbst seid, geht es Euch nicht auch so?
Das ist doch genau das Problem, innere Schönheit offenbart sich nicht auf den ersten Blick, um sie zu finden muss man sich auf einen Menschen einlassen, ob es dabei um Liebe, Freundschaft oder auch Arbeit geht, ist dabei nicht Ausschlag gebend. Bedeutet man muss das Äußere aufpolieren, wenn man will dass die anderen das Innere bemerken, zumindest meistens.
Einer der Auslöser, warum ich den Spaß am „mich auf Brezeln“ wiederentdeckt habe, ist eine FB Gruppe mit dem Namen „Curves and Smalltalk“ dort versammeln sich primär Frauen, die meisten Üppig bis Dick, die sich austauschen, dabei geht es gar nicht so sehr um Dick oder Dünn sein, sondern um alltägliche Banalitäten wie ausgehen, Klamotten, Make Up, Freundschaft, Liebe u.s.w.
Dort sind eine Menge Bildhübscher Frauen, die sich aber auch stylen und schminken, die einfach Spaß an sich selbst haben. Ich lese dort schon lange still mit und fühlte ich immer mehr inspiriert. Diese Frauen haben mir sehr deutlich vor Augen geführt, wie gut man auch wenn man Dick ist, aussehen kann. Das wollte ich auch, vor allem das Selbstvertrauen, das einige dieser Frauen ausstrahlen.
Je länger ich dieses Selbstexperiment mache, desto mehr merke ich, das Abnehmen und eine Bessere Figur entwickeln, nur ein Bruchteil der Reise ist. Ich wollte meinen ersten FB Blog ursprünglich „Vom Wal zum Aal? Eine Lebens verändernde Reise“ nenne, fand den Titel aber damals zu dramatisch und dramatisch wollte ich das Thema nicht angehen. Aber es ist Lebens verändernd, weil es so viel mit dem Kopf, wie man denkt und handelt. Ich glaube z. B. das mich die Rückschläge die ich zwischendurch hatte, wirklich stärker gemacht haben.
Oder vielleicht drück es diese Formulierung am besten aus: Aus Selbstbewusstsein ist Selbstvertrauen geworden. Für mich sind das zwei sehr unterschiedliche Seelenzustände. Mein Selbstbewusstsein habe ich wie eine Waffe vor mir hergetragen, oder vielleicht war es auch ein Schutzschild oder auch beides. Man hat mir mehr als einmal in meinem Leben gesagt, das wenn ich einen Raum betrete, ich die restlichen Anwesenden, mit meinem Auftrete überrolle bis Einschüchtern würde. Das habe ich nie bewusst getan, und auch hier vermute ich, dass mein Unterbewusstsein, seine Hände im Spiel hatte. Frei nach dem Motto „Überroll sie, bevor sie Dich überrollen“ Vor allem aber ist Selbstbewusstsein auch oft ein Bluff. Gerade im beruf bin ich öfter Selbstbewusst aufgetreten, als ich mich in Wirklichkeit gefühlt habe. Ich habe immer versucht zu vermeiden, wirklich zuzugeben, wenn ich von etwas keine Ahnung habe, weil ich dachte das würde meine Position schwächen. Ich hab dann eher länger zugesehen, bis ich die groben Eckdaten der Sache verstanden habe. Das Kostet Energie, die man dann für andere Sachen nicht mehr hat.
Mit dem Selbstvertrauen ist es etwas ganz anderes, denn es macht mich innerlich Stark und irgendwie auch mutiger. Ich habe durch dieses Wal-Aal Projekt, gelernt wie stark mein Wille ist, und das ich wirklich erreichen kann was ich will, und das aus eigener Kraft. Ich scheue mich weniger denn je zu erfragen was ich nicht weiß, weil zwar die Gefahr besteht, das ich erst mal keinen besonders cleveren Eindruck mache. Ich aber genügend Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten habe, und darum weiß, das ich das wieder Wett machen kann. Weil ich immer noch dazu in der Lage bin, Dinge zu verstehen und lernen, mich zu verändern und anzupassen. Eigentlich mag ich das Wort „Anpassen“ nicht besonders, weil es so einen unterwürfigen Beigeschmack hat. Aber wenn ich es recht bedenke, bedeutet es für mich, sich auf eine neue Situation erst mal vollkommen einzulassen. Ich habe nicht mehr den Drang mich sofort beweisen zu müssen und ihr macht Euch keine Vorstellung wie viel entspannter dass mein Leben macht. Ich weiß jetzt wer ich bin und was ich kann, ohne es permanent anderen auf die Nase binden zu müssen. Ich könnte mir vorstellen, dass einige von Euch schockiert wären, wenn sie wüssten wie sehr ich eigentlich nach Anerkennung dürste. Auf der anderen Seite schreibe ich eine Blog über mein Leben, also vielleicht doch kein so schockierendes Geständnis! 🙂
Aber eben dieses Geständnis ist eigentlich schon wieder überholt, weil die Anerkennung der Anderen nicht mehr so wichtig für mich ist, weil ich jetzt Vertrauen in mich selbst habe!
Was ich eigentlich mit dieser Geschichte sagen will ist, Gutes Aussehen oder Schönheit, wie wir es auch nennen wollen, hat nichts mit Schlank und Rank sein zu tun, sondern schlicht mit, dem Besten aus sich machen, und sich mit sich selbst wohl zu fühlen. Ich bin immer noch nicht schlank, das dürfte auch noch ein Weilchen dauern, aber mein Umfeld merkt mir deutlich an, das ich mich wieder mit mir selbst wohl fühle!
Abnehmen ist schwer und anstrengend, sich nett zurecht zu machen hingegen nicht… 😉
Das sind schöne Bilder!! Auch die angeblich unvorteilhaften finde ich schön!
Was das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen angeht, kann ich Dir vollkommen zustimmen. Wenn ich selbstbewusst irgendwo auftrete oder rein komme, kann auch niemand glauben, dass mein Selbstvertrauen (und Selbstliebe) nicht mal halb so gross ist… Die Selbstzweifel sind oft grösser und damit verbunden die Abhängigkeit von der äusseren Wirkung und Bestätigung. Umso schöner, dass Du einen Weg gefunden hast, Dein Selbstvertrauen zu stärken:-)
LikeLike