Der Wal, der Beste Freund oder ist Erkenntnis wirklich der erste Schritt zur Besserung? ☺

Jetzt sind „wir“ also Fußballweltmeister! Aber als ich heute Morgen aus dem Fenster sah, war meine Welt unverändert! Es ist nicht so, als ob ich mich nicht mit freuen würde, aber ich muss gestehen, dass die heftigen Emotionen die dieses Ereignis mit sich bringen, mir fremd bleiben. Ich kann höchstens bei der Oscar Verleihung so Euphorisch werden 🙂

Ich hab nur zwei Tage nicht am Schreibtisch gesessen, aber es fühlt sich an, als ob eine Ewigkeit vergangen wäre. Irgendwie habe ich mich heute auch gar nicht so richtig ans schreiben getraut und ich kann nicht genau sagen, woran das liegt. Teilweise sicher, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, denn die Waage war heute Morgen ziemlich grausam und hat mich für das sündige Wochenende direkt bestraft und 133,5 Kg angezeigt. Wobei das grundsätzliche Ergebnis, erst am Freitag zählt, weil man ja auch Tagesschwankungen berücksichtigen muss. Tja und zum Sport bin ich heute trotzdem nicht gegangen. Ja, deutlich war es das schlechte Gewissen, warum ich mich nicht an den Rechner setzten wollte. Jetzt ist es raus, da gehts auch direkt leichter!

Das Wochenende mit Britta und Rubin war übrigens genauso wie ich es angekündigt hatte. Viel Unsinn erzählt, gelacht, gesungen, gegessen und getrunken und für 48 Stunden das Leben mal eben entschläunigt. So ein träges Wochenende ist Balsam für die Seele.

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Das hier sind also Britta und Rubin! Übrigens sind manche Klischees auch wirklich nur Klischees. Weil ich ja Singstar Verrückt bin, habe ich Anfang des Jahres zwei Mikrophonständer gekauft. Meine liebste Freundin sagt immer, man soll beim Singen stehen, ich aber eher auf dem Sofa sitze und das Mikro wie Bata Illic umklammere, zumindest sagen meine Freunde das. Aber unmotiviert mitten im Wohnzimmer stehen, dabei komme ich mir dämlich vor. Ihr könntet jetzt zu recht Fragen „Ach DABEI kommst Du Dir dämlich vor….?“  Was soll ich sagen… jeder zieht woanders die Grenze 🙂

Auf jeden Fall haben wir die Pflichtregel, das man stehend am Mikrophonständer singen muss, eingeführt. Das hat den Spaßfaktor erheblich erhöht. Es stellt sich raus, das fast jeder seinen Inneren Rockstar raus lassen kann, wenn er vor einem Mikrophonständer steht. Fragt mich nicht woran das liegt, aber es funktioniert. Vielleicht weil die meisten, automatisch mittanzen oder mit swingen, was auch immer, man kommt auf jeden Fall dabei anders in Wallung, als in der Bata Illic Haltung auf dem Sofa. So auch Rubin und so haben wir dann alle gelernt, das es manchmal eben nur ein Klischee ist, das alle Schwarzen Rhythmus im Blut haben. Rubins Rhythmus ist eher der eines Uhren Pendels, gleichmäßig, aber Steif. Das hat uns allen, inkl. Rubin selbst, ein paar schöne Lachkrämpfe beschert 🙂

Wenn dann noch das siegreiche WM Spiel am Sonntagabend den Abschluss bildet, erscheint ein Montagmorgen der wie jeder andere ist, irgendwie merkwürdig. Wobei letzteres keine Einfluss auf mich hat, aber nach dem was ich gestern alles im Fernsehen gesehen habe, hätte man meinen können, das unser ganzes Land heute Morgen in Gold erstrahlen würde. Ich weiß ja nicht wie es bei Euch ist, aber hier in Köln sieht immer noch alles ganz normal aus.

Und doch ändert sich die Normalität, zumindest für mich! Ab kommenden Montag bin ich nicht nur wieder ein aktives, sondern auch ein arbeitendes, Mitglied der Gesellschaft. Meine Aktivitäten bezüglich meiner beruflichen Zukunft in der vergangenen Woche, haben sich bezahlt gemacht und so habe das vergnügen, bei einer spannenden Firma, meine Karriere wieder aufzugreifen und mich in neue Abenteuer zu stürzen.

Einerseits bin ich freudig erregt, mit Schmetterlingen im Bauch und Hummeln im Hintern. Andererseits denke ich jetzt gerade, dass ich mehr als ich je über meinen Beruf wusste, wieder vergessen habe und das ich ein Blender bin, der nächste Woche hart auf seinen Angeber Arsch fallen wird. Wobei das nicht so dramatisch ist, wie es gerade klingt. Alle Kollegen mit denen ich befreundet bin, erzählen mir von ziemlich ähnlichen Gefühlen, kurz bevor sie in einer neuen Firma anfangen.

Es ist egal wie lange man in diesem Job ist, eine neue Produktion oder auch Firma ist wie der Anfang einer neuen Beziehung und bringt auch so ziemlich die gleichen Symptome mit sich. Da wären wie bereits erwähnt Schmetterlinge im Bauch, aber auch die klassischen Selbstzweifel „Warum sollte er mich lieben?“ oder „was habe ich was er spannend an mir findet? Oh Gott, was ist wenn ich das erste mal bei ihm aufs Töpfchen muss und wird er mich noch lieben, wenn er mich ohne Make Up sieht?“ Natürlich sind die beruflich bedingten Zweifel etwas anders, aber der Vergleich ist durchaus zutreffend 🙂

Aber ich habe auch Ängste, die ich nicht mit Anderen Teile, oder zumindest nicht mit jemanden den ich persönlich kennen. Ich glaube das ich in den letzten Monaten sehr viel über mich selbst gelernt habe und ich habe eine klare Vorstellung wie ich mein Leben in Zukunft handhaben muss, damit ich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederhole.

Aber bis jetzt sind diese Vorstellungen nur graue Theorie und jetzt gilt es diese in die Praxis umzusetzen. Was haben wir da also auf der privaten Seite.

–       Qualitätszeit mit dem Liebsten

–       Meine Familie und Freunde nicht wieder vernachlässigen

–       3 x pro Woche Sport

–       Weiterhin abnehmen und mich gesund ernähren

–       Diesen Blog schreiben

Das Gegengewicht zu diesen Wünschen ist mein Ehrgeiz und der ist immer sehr ausgeprägt gewesen. Ich möchte nicht nur gut in meinem Job sein, ich möchte extrem gut sein. Das heißt übrigens nicht, dass ich das wäre, aber allein der Versuch dieses Ziel zu erreichen, ist sehr zeitaufwendig, und macht mich auch manchmal Blind und ungeduldig. Letzteres weil ich zu schnell zu viel erreichen will, wobei das nicht die richtige Formulierung ist. Ich will positive Spuren hinterlassen, nicht in der Masse untergehen, Teil von etwas großartigem sein. Weil ich das alles so sehr will, schieße ich manchmal übers Ziel hinaus. Hab ich Euch erzählt, warum ich unbedingt zum Fernsehen/Film wollte? Weil ich Teil des „Geschichten Erzählens“ sein wollte. Ich liebe nichts mehr als Geschichten und frustrierender Weise kann ich keine Geschichten erschaffen. Das hier mit dem Blog ist etwas anderes, weil ich Euch keine „Geschichten“ Erzähle, sondern einfach nur das was ich erlebe oder denke. Das kann man nicht vergleichen. Weil ich Teil einer Geschichte sein möchte, verschmelze ich so leicht mit meiner Arbeit, weil es sich in dem Moment nie wie Arbeit anfühlt, sondern als dürfte man das machen, was man am liebsten tut. Das es wirklich Arbeit war, merkt man immer erst hinterher, wenn der Rausch nachlässt.

Ich bin jetzt über 25 Jahre fürs Fernsehen tätig und noch immer verblüfft es mich, Teil davon zu sein wie ein Gedanke, der irgendeinem phantasievollen Kopf entsprungen ist, vom Papier in die Realität geholt wird. Fernsehen oder Filme machen, kann wie ein unglaublicher Rausch sein, und wie alles was berauscht, macht es eben auch süchtig. Ich kenne keinen Kollegen, der nicht schon mal gesagt hat, das er jetzt endgültig die Schnauze voll hat und dann doch weiter gemacht hat. Jetzt gehöre ich auch zu diesen Kollegen und ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.

Ist es wahr, dass Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist? Kann ich es diesmal besser machen, weil ich erkannt habe, was ich falsch gemacht habe? Irgendwie kann ich nicht glauben, dass es so einfach sein wird. Ich habe Respekt vor den nächsten Monaten und dem was auf mich zukommt. Ich habe jetzt ein Jahr lang in meinem kleinen Wolkenschloss gelebt, wo ich die Regeln bestimmen konnte und jetzt muss ich wieder nach den Regeln anderer Leute spielen. Kann ich einen Vernünftigen Kompromiss zwischen meinem Privatleben und meinem Ehrgeiz finden?

Ich vermisse meinen Besten Freund! Warum ich jetzt damit anfange? Weil ich nicht mehr weiß, ob er noch mein bester Freund ist oder ob er überhaupt noch der Beste Freund von irgendjemandem ist. Das weiß ich deswegen nicht, weil er keinen Kompromiss zwischen seinem Privatleben und seinem Beruf findet. Er scheint nur eine einzige Priorität zu haben und das ist seine Firma. Nicht nur ich, sondern viele seiner Freunde, kommen nicht mehr an ihn ran. Nicht weil er uns nicht sehen oder sprechen will, sondern weil er es nicht schafft, was ich ihm sogar glaube. Es sollte mich trösten, das ich nicht die einzige bin, die ziemlich weit hinten auf seiner Prioritäten Liste steht, aber es macht mich nur traurig. Traurig weil ich mir Sorgen um ihn mache und auch traurig, weil ich ihn auch durchaus verstehen kann. Ich vermisse es, einfach zum Telefon greifen zu können um mit ihm zu sprechen. Ich vermisse es, das wir immer weniger wissen, wie es dem anderen wirklich geht. Ich vermisse die Zeit als Freundschaft unkompliziert war.

Er hat mich letztens daran erinnert, das ich auch schon so am Limit gelaufen bin, das für nichts und niemanden mehr Zeit war. Das ist ein Todschlagargument. Aber was sagt das über das Leben eines Menschen aus, das er keine oder nur sehr wenig Zeit mehr für das Zwischenmenschliche hat? Eigentlich recht offensichtlich, nämlich das die Prioritäten falsch gesetzt sind. Aber wenn es so offensichtlich ist, warum machen dann so viele von uns diesen Fehler? Ich habe nicht die geringste Ahnung! Ich kann nur hoffen, dass es mir gelingt einen erfolgreichen Job zu machen, ohne dass andere Dinge auf der Strecke bleiben.

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Das bringt mich zu uns, Euch und mir 🙂

Als ich mit dem Schreiben anfing, da habe ich nicht darüber nachgedacht, das ich irgendwann ja auch wieder arbeiten würde. Das hier sollte mich motivieren, bei der Stange halten und mich beschäftigen. In der Zwischenzeit ist es mehr für mich geworden. Dieses „laute“ Denken, meine Erlebnisse und Gedanken aufzuschreiben, ist ein bisschen meine neue Sucht geworden. Eine Sucht die mich beruhigt und gleichzeitig quält, denn dieses ehrlich sein, ist anstrengend und wird ab nächste Woche auch komplizierter. Denn ich werde Euch nichts Wirkliches über meine Arbeit erzählen können, schlicht und ergreifend, weil das nicht erlaubt ist. Ist ja auch verständlich, denn keine Firma würde es schätzen, wenn man Interna ausplaudert 🙂

Ich bin aber zuversichtlich, das es andere Dinge geben wird, die ich berichten möchte und kann, aber realistisch betrachtet, wird es nicht jeden Tag berichtenswerte Dinge geben und bevor ich nur gepflegte Langeweile verbreite, schreibe ich lieber weniger. Wobei ich auch noch an meinen geplanten Experimenten festhalte, aber erst nach den zwei Wochen Eingewöhnungsphase. Ganz abgesehen davon, werde ich auch ein bis zwei Wochen brauchen, um einen neuen Tagesablauf Rhythmus zu finden und auch mich daran zu gewöhnen. Ich vermute zum Sport und dann zur Arbeit zu gehen, wird dafür sorgen, das ich Abends dann auch erst mal ohnmächtig werde 🙂

Heute ist mir aufgefallen, das es mit einem neuen Job fast so wie mit Weihnachten ist, irgendwie kommt es immer überraschend. Es gibt noch so einiges auf meiner heimatlichen ToDo Liste, was ich immer noch nicht erledigt habe. Seit mittlerweile zehn Jahren habe ich fünf leere Fotoalben, in die ich unsere Fotokiste einsortieren wollte. Unsere Bücher sind immer noch nicht ordentlich nach Autoren sortiert, so wie ich mir das vorstelle und den Balkon, den ich diesen Sommer wirklich einmal begrünen wollte, wird auch weiterhin kein Dschungel. Nicht das die Chancen dafür jemals wirklich gut standen, denn ich bin die Trägerin des „Schwarzen Daumens“ aber ich wollte es doch wenigstens einmal versuchen. Ich wollte Marmelade einkochen, weil ich das auch noch nie gemacht habe. Wollte zwei PS3 Abenteuerspiele durch zocken, was ich nicht schaffe, weil sie zu gruselig sind. Habe noch gefühlte 100 Bücher die ich unbedingt in nächster Zeit noch lesen wollte, „Mahlen nach Zahlen“ sollte ausprobiert werden und die drei Puzzel die ich gekauft hatte, sind auch noch absolut unvollendet. Auch dem Brot backen wollte ich noch mal eine Chance geben, ebenso dem Yoga. Den Liebsten in die Oper schleppen und spontan zum Frühstück nach Paris fahren.

 

Wo ist die ganze Zeit geblieben? Will das Universum mir damit etwas sagen? Wahrscheinlich einfach das es an der Zeit ist, eine neue Normalität einzuläuten… 😉

 

6 Kommentare zu “Der Wal, der Beste Freund oder ist Erkenntnis wirklich der erste Schritt zur Besserung? ☺

  1. Kannst du denn nun verraten, welchen neuen Job Du hast? Oder bleibt das weiterhin geheim ? 😉 auf jeden Fall wünsche ich Dir einen guten Einstieg und viel Spaß 🙂

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  2. nur kurz: Deine Sorge ist berechtigt, auch wenn man natürlich Freundschaft nicht darauf aufbaut wie oft man sich sieht, aber wir hatten so einen ähnlichen Fall. Dieser Freund von uns zog sich mehr und mehr zurück bis man gar nichts mehr von ihm hörte, Monate später haben wir durch Zufall erfahren, dass er unter dem sogenannten „Burn Out“ leidet, bisher haben wir es immer noch nicht geschafft ihn „zurück“ zu gewinnen, dabei würden wir ihm so gerne helfen, aber er blockt einfach alles ab 😦

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    • Ich glaube das wenn man an einem Burn Out leidet, brauchen manche erst mal Zeit um mit sich selbst wieder klar zu kommen. Da das sehr anstrengend ist, hat man oft keine Energie um sich auch noch auf andere Menschen einzulassen. Ich habe mich auch längere Zeit von den meisten meiner Freunde und Bekannten zurückgezogen, weil ich sowieso nur ein einziges Thema hatte, nämlich mich selbst. Mir war das sehr bewusst und auch unangenehm so Egoman zu sein 🙂 Ich glaube Ihr solltet Ihn einfach immer wieder wissen lassen, das Ihr da seid, wenn er Euch sehen möchte. Er wird bestimmt irgendwann wieder wollen, wenn es anfängt ihm besser zu gehen! Zumindest war das bei mir so! Viel Glück! 😉

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      • Danke 🙂 Ja das ist auch was wir dachten, wir haben ihn wissen lassen, dass er sich jederzeit bei uns melden kann so dass er keinen Druck verspürt, ansonsten lassen wir ihn ganz in Ruhe, nur schade dass es solange dauert, ich denke er weiss nicht dass er bei uns ganz Egomane sein kann, aber wie Du ja auch sagst, irgendwann wird er wieder kommen und darauf freuen wir uns !

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