Der Wal, der zaubernde Bademeister und ein offener Brief an Ulla Popken! :-) Vom 12. Juni 2014

Heute könnte ich Bäume ausreißen oder zumindest einen sehr üppigen Blumenstrauß pflücken 🙂 Nach dem ich in den letzten zwei Wochen sehr mit dem neuen Workout gehadert, und mich mehr schlecht als Recht durch gepeitscht habe, ist es mir heute plötzlich ganz leicht gefallen.

Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass ich am vergangenen Samstag bei Ulla P war um neue Sportklamotten zu kaufen. Eigentlich waren es sogar die ersten echten Sportklamotten überhaupt. Bis jetzt habe ich eher in umfunktionierten Leggins rum geturnt. Ernsthaft, Sportsachen sind nicht gerade günstig und ich wollte kein Geld dafür ausgeben, bis ich mir sicher bin, das sich die Investition auch wirklich lohnt.

Meine grundsätzliche Meinung zu Ulla P. , habe ich ja am vergangenen Samstag in epischer Breite kund getan. Aber ich habe ja auch zugegeben, das ich selbst einige Stücke dieser Marke besitze, denn die Verarbeitung an sich ist tatsächlich ziemlich Hochwertig, Ich bin halt ein Gegner Ihrer Stoffe, Muster und der meistens Schnitte. Ich muss aber gestehen, dass die neue Sporthose traumhaft ist! Sie sitzt wie angegossen, fühlt sich extrem bequem an und hält meine unkontrollierten Formen auf eine recht charmante Art zusammen. Aber damit es keine Missverständnisse gibt, mein Hintern hat trotzdem noch die Größe eines Medizinballs, aber jetzt eben ein hübsch eingepackter Medizinball

Aber das großartigste ist, das seit gestern Abend 19:55 Uhr die Klimaanlage im Club wieder funktioniert und es heute himmlische Temperaturen beim Sport waren.

Heute habe ich, ohne große Probleme, mein Warum Up, die komplette Trainingsrunde und Oh Wunder (bitte stellt Euch hier eine kleinen Trommelwirbel vor ) sogar noch je 10 Minuten Intervall Training am Cross Trainer und am Fahrrad. Was daran am erstaunlichsten ist, ich habe das erste mal seit dem ich das neue Workout habe, wirklich Spaß beim Sport gehabt.

Daraus habe ich zwei Dinge gelernt: 1. Man kann es mit der Disziplin auch übertreiben, es war nicht klug von mir, das Programm durch zu ziehen, als die Klimaanlage kaputt war. Selbst wirklich sportliche Menschen stoßen da an Ihre Grenzen und für mich war es wie pure Folter. Ich möchte jedem davon abraten, sich so unvernünftig zu benehmen.

2. Auf jedes Tief folgt ein Hoch, denn ich habe heute definitiv eins

Jetzt ist es Zeit für ein Geständnis, welches mich sicher nicht besonders sympathisch macht, aber ich will ja immer ehrlich sein!

Ich bin kein Kinderfreund und ganz besonders nicht im Schwimmbad! Wenn man einfach nur seine Bahnen ziehen will, dann sind tobende Kinder ein ziemlicher Alptraum, zumal die Abneigung nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Ich scheine irgendwas an mir zu haben das Kinder denken, dass ich gerne mit Ihnen tobe. Nun bin ich ja kein Monster und wenn ein Kind rum albert, dann gehe ich auch darauf ein. Ist auch schwierig das nicht zu tun, denn ein Schwimmbad ist sicher einer der Orte, an dem Kinder am aller, aller glücklichsten sind. Naja, und wenn mich dann so ein Knirps halb auf mich drauf springt und mich dann glücklich angrinst, dann hab ich nicht das Herz für einen bösen Blick, dann grinse ich zurück. Aber, I am a Woman with a Plan und dazu gehört, das ich jeden Tag 40 oder 80 Bahnen schwimme und das dauert echt lange, wenn Kinder meinen Weg kreuzen, das oder ältere Damen bei Water Walking, aber die springen wenigstens nicht auf mich drauf

Jedenfalls ist mir heute durch den Kopf geschossen, das die Sommerferien bald los gehen, also bin ich zum Bademeister gegangen um ihn zu fragen, ob es eine Empfehlens werte Zeit zum schwimmen gibt, ohne Kinderalarm. Der gute Mann sieht mich an und zeigt auf die Bahnen, die immer für Profischwimmer und Vereine reserviert sind und sagt „Schwimm doch da!“ und ich erwiderte „Ich bin weder Profi, noch in einem Verein. Ich kann da nicht schwimmen. Und dann sprach er die magischen Worte, die mich seit dem 10 Zentimeter über dem Boden schweben lassen (Ihr müsst zugeben, das würde an Zauberei grenzen), „Schätzchen, ich sehe Dich hier seit Monaten jeden Tag, Du bist ein Profi, also schwimm da drüben“ Ich war so glücklich, das ich den Mann fast geküsst hätte!

Natürlich weiß ich, dass ich mit den Profis die da schwimmen noch lange nicht mithalten kann, das dürfte noch eine ganze Weile dauern. Aber wenn ein Fremder so was zu einem sagt, dann ist das besser als jedes Kompliment von Familie oder Freunden. Ich kann immer noch nicht aufhören zu grinsen. Ich erzähle Euch das nicht nur, weil ich angeben will, sondern auch weil ich Euch sagen möchte, es lohnt sich den ersten Schritt zu wagen, egal wie Hoffnungslos es Euch erscheinen mag. Ich hab am 14 Januar mit dem schwimmen angefangen und obwohl Wasser mein Element ist, war es unfassbar Mühsam am Anfang. Ich hab gekeucht und geschnauft und mehr als einmal vor Erschöpfung geheult. Aber schon nach wenigen Wochen, hatte ich die ersten Erfolgserlebnisse. Für uns Dicke ist schwimmen wirklich der Optimale Anfang, um sich sportlich zu betätigen. Und in den ersten Monaten hilft es auch tierisch beim Abnehmen, weil die meisten von uns, ja vorher gar nichts gemacht haben. Da belohnt uns der Körper direkt, um uns zu motivieren damit wir am Ball zu bleiben.

Ich weiß, wie viele hier extreme Hemmungen haben, in ein Schwimmbad zu gehen und ich hab mich echt auch schwer getan. Glaubt mir, käsig weiß mit 160 Kg, das war weder ein schönes Gefühl, noch ein schöner Anblick, nicht für mich und sicher auch nicht für die anderen! Aber wir dürfen uns nicht von unseren Ängsten ausbremsen lassen. Angst ist auch ein Verbündeter vom Übergewicht. Wenn man sie nicht überwindet, bleibt man im Teufelskreis stecken. Ich wünsche mir so sehr, das Ihr Euch traut, auch wenn Ihr Angst habt. Schnappt Euch eine Freundin oder den Partner und blendet alle anderen aus! Es lohnt sich wirklich!

Wenn meine Freundin mich damals nicht ins Schwimmbad gezerrt hätte, dann wäre ich heute nicht hier bei Euch.

Und die angenehme Ermattung nach dem man sich überwunden hat, fühlt sich wirklich großartig an!

Und weil ich ja oben auch über Ulla P gesprochen habe, möchte ich Euch wissen lassen, dass ich seit Samstag die ganze Zeit darüber nachdenken muss. Und gerade eben, in einem Anfall von Wagemut, habe ich unten stehendes Schreiben, auf der Ulla P. Seite hier auf FB, gepostet und auch noch mal als Mail geschickt.

Ich gestehe, ich habe gerade ein wenig Muffensause vor meiner eigenen Courage. Andrerseits, was soll passieren? Sie könnten den Eintrag direkt Löschen (womit ich irgendwie rechne) und mir vielleicht Hausverbot geben Aber das werde ich wohl verkraften und einen Versuch ist es allemal wert. Es besteht immerhin eine Klitzekleine Chance, das es dort jemanden Interessiert.

Sehr geehrte Damen und Herrn,

seit ca. 20 Jahren bin ich nun gezwungenermaßen Kundin Ihren Filialen. Gezwungenermaßen, weil es eben nur eine geringe Auswahl an Modegeschäften für Dicke Frauen gibt, und Ihre Kollektionen zumindest Qualitativ Hochwertig verarbeitet sind. Aber es vergeht keine Einkauf in einem Ihrer Geschäfte, ohne das ich mich frage, wer wohl bei Ihnen arbeitet und diese Kleidung für uns entwirft.

Sind das Menschen, die mit den Problemen und Ängsten dicker Frauen vertraut sind oder sind es schlanke Menschen, die glauben zu wissen was wir tragen wollen oder sollten?

Ich empfinde 70% Ihrer Auswahl, als Beleidigung für das Auge und den Körper.

Die stellen Kleidung mit grellen Farben und Mustern her, eher öfter als selten auch noch mit Glitzersteinen verziert. Wer ist auf die Idee gekommen, das wir Dicken in floralen Mustern zierlicher aussehen und wichtiger noch, hat das schon mal für jemanden funktioniert?

Von Elastan und Polyester will ich erst gar nicht anfangen. Ich will nicht behaupten, das Elastan überflüssig ist, aber manchmal ist weniger mehr. Mittlerweile weiß ich, dass unter anderem ihre Kleidung dazu beigetragen hat, dass ich noch weiter in die Breite gegangen bin ohne es zu merken, denn Ihre Hose, wachsen eine ganze Zeit lang mit!

Damit es kein Missverständnis gibt, ich möchte sie nicht beschuldigen, Verursacher meines Übergewichts zu sein, das habe ich selbst verschuldet. Aber Ihre Kleidung macht es einem schon sehr leicht und das ist nicht unbedingt hilfreich!

Denken Ihre Designer, dass dicke Frauen nicht sexy sein dürfen und wir unsere Körper verstecken wollen oder vielleicht sogar sollten?

Diese Vermutung trifft sicher auf einige von uns zu, aber eben nicht auf alle.

Wir möchten gut aussehen und sind genauso eitel wie schlanke Frauen.

Auch dick kann sexy und aufregend sein, vorausgesetzt das man uns die richtige Kleidung zur Verfügung stellt.

Ich bin 43 Jahre alt, selbstbewusst und mit beiden Beinen mitten im Leben stehend und ich wünsche mir selbstbewusste Mode, die mich als der Mensch darstellt, der ich bin und nicht so, wie Ihre Designer glauben, das dicke Frauen aussehen sollten.

Ich bin noch nicht bereit, mich zu verhüllen und dabei wie eine ältere Dame auszusehen. Wobei ich denn älteren Damen damit unrecht tue, die Damen die ich z.B. in meinem Fitnessclub sehe, sind Modebewusst und Modern. Da sehe ich wenige florale Muster und Glitzersteine.

Seit Januar versuche ich mich zu verändern, was auch eine deutliche Gewichtsreduzierung mit sich bringen soll. Das tue ich unter anderem, weil ich nicht mehr bei ihnen einkaufen möchte!

Seit knapp drei Woche schreibe ich einen Blog auf Facebook über mein Leben, während des Prozesses der „Metamorphose“.

Am vergangenen Samstag, nach einem weiteren frustrierenden Einkauf in einem ihrer Geschäfte, habe ich meinem Unmut über Ihre „Mode“ in meinem Blog geäußert. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass ich über die Reaktionen überrascht war, aber das wäre gelogen. Es gibt da draußen viele Menschen, die meine Meinung und Frustration teilen.

Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie meinen Eintrag als sehr unhöflich empfinden, denn ich habe mir auch keine Mühe gegeben, meine Kritik blumig zu verpacken.

Aber sie sollten anerkennen, dass ich mir die Mühe mache, Ihnen zu schreiben und das tue ich, weil ich gerne Ihre Aufmerksamkeit erregen möchte.

Nicht viele Menschen trauen sich, Kritik so offen, direkt an Sie zu richten, weil dick sein oft das Selbstbewusstsein schrumpfen lässt, anscheinend proportional zu dem Gewicht welches wir zulegen. Frei nach dem Motto „Ich bin dick und muss froh sein, das überhaupt jemand Mode für mich macht, da darf ich mich nicht auch noch beschweren!“

Ohne Zweifel haben sie einen festen, zufriedenen Kundenstamm, die knapp 18.500 Likes auf Ihrer Seite sprechen dafür. Aber ich bin mir ziemlich sicher, das es für jeden der Ihre Mode mag, auch jemanden gibt, der unglücklich damit ist.

 

Ich hoffe, das sie nicht eine Firma sind, die sich darauf verlässt, das die Kundschaft bleibt, weil es an guten Alternativen fehlt, sondern das sie den Anspruch haben, für Ihre Kundschaft alles zu tun, damit sie sich wohl fühlt. Ganz ehrlich, sie haben Arbeitsbedarf!

Ohne Zweifel, wirkt das jetzt wie Eigenwerbung, aber das soll es nicht sein. Mein Wunsch ist, dass sie lesen, was ich und andere mit mir, denken.

Die Rückmeldungen auf meinem Blog, sind sicher nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und mit 18.500 Lesern kann ich auch nicht mithalten, aber es sind Meinungen, die Sie Interessieren sollten.

Also, werfen sie doch mal einen Blick auf meinen Blog hier auf Facebook:

Vom Wal zum Aal? Ein ehrliches Tagebuch. Sie müssen wirklich nicht alles lesen, nur den Eintrag vom 07.06. mit dem Titel „Der Wal und die Modeindustrie oder warum dürfen Dicke nicht sexy sein?“

An die Ulla Popken Fans die diesen Eintrag lesen. Bitte fühlt Euch nicht kritisiert, sondern versteht, dass manche sich wünschen, das dass führende Deutsche Modehaus für dicke Frauen, eine Auswahl hat, die für jeden Typ Frau etwas Schönes bereit hält.

Mit freundlichen und Hoffnungsvollen Grüßen

Debby Gastes

Schauen wir mal was passiert, ich bin auf jeden Fall gespannt.

Ich halte Euch auf dem laufenden… 😉

Es ist übrigens nichts passiert, sie haben eine höfliche Standartantwort gepostet. Vielleicht passiert noch was, aber ich bezweifle es!

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