Der Wal, der Therapeut oder warum Selbsterkenntnis oft schwierig ist! ☺ Vom 13. Juni 2014

Thank God, its Friday Und wieder einmal stand mein Wiegetag an und heute bin ich auch hingegangen zum einen weil ich mein WW Treff vermisse, wenn ich nicht gehe und zum anderen ist mir eingefallen, das der Blog hier ja was mit meiner Verwandlung zu einem Aal zu tun hat und da habt Ihr auch ein Recht darauf zu erfahren, wie es mit dem Abnehmen läuft

Eigentlich war mein Plan, diese Woche verkünden zu können, dass ich 25 Kg abgenommen habe. Zwar habe ich heute meinen achten Stern (je 3 Kg = ein Stern)

Erhalten, aber damit die 25 Kg voll sind, fehlen mir noch 700 Gramm ☹

Ich mache das WM Eröffnungsspiel und meine Freundin Sarah dafür verantwortlich, denn die haben mich am gestrigen, lauen Sommerabend raus gelockt und zu leckerem späten Essen und wahrscheinlich, zu vielen Weinschorlen, verführt! Ich verfluche alle beide

Aber nichts des do trotz, morgen bin ich genau seit 5 Monaten mit meinem „Wal“ Projekt zu Gange und ich bin wirklich sehr zufrieden wie es läuft. Die KNAPP 25 Kg die ich bis jetzt verloren habe, fühlen sich stabil bzw. dauerhaft an und ich glaube, dass ich den Kilos für immer einen Abschiedskuss gegeben habe!

Also noch 55 Kg to Go

Zusammenfassend muss ich sagen, dass es im Großen und Ganzen, ohne ernsthafte Qualen geht. Natürlich ist das mit dem Sport anstrengend und Muskelkater ist noch immer mein ständiger Begleiter, aber weil ich das trotzdem konsequent durch ziehe, kann ich mir die Sünden auf die ich nur schwer oder gar nicht verzichten möchte, leisten. Wenn ich nicht so gerne Alkohol trinken würde und eine Schwäche für süßen Stuten mit Butter und Erdbeermarmelade (aber nur am Wochenende)hätte, wäre ich wahrscheinlich schon bei 30 Kg angekommen, aber es geht ja nicht nur um das annehmen, sondern darum dauerhaft zu lernen, Vernünftiger zu leben!

Ich vermisse zwar Schokolade und Chips immer noch sehr, aber wenn ich jetzt mal Nasche, dann genieße ich es wirklich viel, viel mehr. Früher habe ich, wie wahrscheinlich viele von Euch, Süßigkeiten nebenher gegessen. Entweder weil ich Hunger hatte oder weil mir langweilig war oder auch einfach nur, weil das Zeug halt rum stand. Am vergangenen Montag, habe ich das erste mal in diesem Jahr, meinen Lieblings Schokoriegel gegessen. „Wunderbar“ eine echte, fürchterliche Kalorienbombe (trotzdem sind Sarah und die WM an den fehlenden 700 Gramm schuld ) aus Schokolade, Erdnusscreme und Karamell. Es war wie ein Festschmaus und ich habe es zelebriert. Früher habe ich fast jeden Tag ein bis zwei von den Dingern verputzt und es noch nicht mal richtig genossen. So macht es deutlich mehr Spaß

Es ist mir auch wichtig, Euch noch mal zu erzählen, wie sehr ich meine WW Gruppe liebe und wie sehr ich sie auch brauche! Das soll keine Werbung für die WW sein, denn es gibt auch genügend, entschuldigt die Wortwahl, echt Beschissene WW Treffen. Wenn der oder die Leiterin eines solchen Treffens, versteinert und Humorbefreit an das Thema ran geht, dann macht das keinen Spaß und funktioniert, zumindest für mich, nicht richtig. Ich war selber schon auf zwei Treffen, die ich absolut schrecklich fand, weil die Leiterinnen sich wie Militär Offiziere benommen haben und aus den Erzählungen anderer Leidensgenossinnen, weiß ich das es leider viel zu viele solcher Treffen gibt.

Ich habe das große Glück, das in meinem Freitagtreff sehr viel gelacht wird, weil unsere Leiterin das auch ermutigt und mindestens genauso wichtig, mit uns lacht. Es gibt dem ganzen eine sehr angenehme Leichtigkeit. Aus den Witzen die wir machen, entstehen oft sehr gute Gespräche, die ich wirklich immer als bereichernd empfinde.

Ich erzähle das noch mal, weil ich immer wieder lese, wie viele Menschen versuchen das mit dem Abnehmen alleine zu schaffen. Natürlich sind wir am Ende des Tages allein dafür verantwortlich was wir essen oder tun, aber man trifft bessere, vielleicht auch klügere Entscheidungen, wenn man laut denkt oder anders gesagt, darüber mit z.B. Leidensgenossen spricht.

Ich möchte es immer wieder wiederholen, am liebsten laut von den Kölner Dächern schreien: REDEN IST SO WICHTIG!!!

Und weil mir das immer klarer wird, habe ich einen, für mich selbst sehr mutigen, Entschluss gefasst, nämlich das ich Euch noch etwas mehr von mir erzähle, was ich eigentlich verschweigen wollte. Auch haben mich einige meiner Freunde angesprochen, ob es nicht wichtig wäre, das GANZE ehrlich zu erzählen. Ich dachte, ich könnte es verschweigen, aber wenn ich das weiterhin tue, dann muss ich in Folge dessen, einiges andere auch weg lassen und dann ist die Geschichte nicht vollständig.

Vielleicht erinnern sich noch einige von Euch, dass ich in meinem Eröffnungsbeitrag schrieb

„Ich hatte ein paar sehr Arbeits- und Ereignisintensive Jahre hinter mir und Mitte 2013 war ich durch. Ich brauchte und wollte ein Pause. Ein paar Monate war ich zu müde und antriebslos um irgendetwas zu tun, also spielte ich Hausfrau und gönnte mir selbst viel Ruhe und Mußezeit.“

Ich hab zwar nicht gelogen, aber auch nicht ganz die Wahrheit gesagt, weil ich ein paar Details ausgelassen habe.

Ich habe mir keine Pause oder Auszeit gegönnt, sondern ich war mit einem „Burn Out“ krank geschrieben. Ich mag dieses Wort nicht besonders gerne, aber man muss den Dingen nun mal einen Namen geben. Ich könnte auch einfach sagen, dass ich schwere Depressionen hatte, aber das klingt noch schlimmer. Wer will so was schon freiwillig zugeben? Dieses „Burn Out“ hatte wenig bis gar nichts mit meinem Übergewicht zu tun. Aber damit ich anfangen konnte, mich mit dem Problem „Übergewicht“ auseinanderzusetzen, musste ich erst ein paar andere Probleme in den Griff kriegen bzw. überhaupt erst mal erkennen.

Viele von Euch schreiben mir Mails und erzählen mir darin, was sie bedrückt oder auch daran hindert, endlich selbst den Schweinehund zu bekämpfen. Das ist bei weitem nicht immer nur die berühmte „Scham“. Ich lese zwischen den Zeilen, dass viele auch noch andere Probleme unterschiedlichster Natur haben, die sie ausbremsen. Nach meinen jüngsten Erfahrungen wunder mich das nicht mehr. Auch ich hatte eine Menge Baustellen zu bewältigen, bevor ich mich mit der Größten, meinem zarten Körperbau , auseinandersetzen konnte.

Als mein Arzt mich krank schrieb war ich erst mal sehr erleichtert, weil es bedeutete, dass ich zuhause bleiben konnte. Was ich aber Monatelang nicht konnte, war zuzugeben dass ich wirklich krank war. Ich hab allen, denen ich überhaupt erzählt habe, dass ich mit einem „Burn Out“ krank geschrieben bin, immer mit einem Augenzwinkern erzählt, das ich Urlaub auf Kosten der Krankenkasse mache. Im Stillen dachte ich, das wenn ich erst mal zu Ruhe käme, alles wieder in Ordnung kommen würde. Mein Plan war, das ich mich ausruhen würde und spätestens im Januar 2014 wieder in mein richtiges Leben zurückkehren würde. 5,5 Monate sollten reichen um alles wieder in den Griff zu bekommen.

Aber das passierte nicht, monatelang passierte gar nichts! Ich hab viel geweint, war reizbar wie ein Grizzlybär, konnte nachts nicht schlafen und war tagsüber wie gelähmt. Es wurde nicht besser, es wurde erst mal schlimmer!

Ich spielte mir selber und anderen ein großes Theater vor, aber in Wirklichkeit hatte ich gerade genug Kraft um die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten.

Selbst den Menschen, die mir am aller nächsten stehen, konnte ich nicht ehrlich sagen, wie es mir geht. Ich hielt auch weiterhin an meinem Plan bezüglich des Januars fest.

Weil sich aber meine Verfassung nicht besserte und ich zumindest meinem Arzt gegenüber ziemlich aufrichtig war, verschrieb der mir Antidepressiva. Eines für die Nacht und eines für den Tag. Ich habe von jedem dieser Medikamente nur eine einzige Tablette genommen und es dann mit der Angst zu tun bekommen. Die Tablette für die Nacht wirkten auf mich wie ein Narkosemittel und ich brauchte fast 12 Stunden um wieder einigermaßen wach zu werden und die Tablette für den Tag machte mich auf eine unangenehme Weise Hyperaktiv.

Der Liebste, war entsetzt und bat mich, sofort damit aufzuhören! Dazu musste er mich nicht überreden, denn wie gesagt, die Pillen haben mir Angst gemacht.

Weil ich wusste, dass meine Beste Freundin Erfahrungen mit Antidepressiva hatte, hab ich sie um Rat gebeten und sie hat das wiederum als Chance gesehen, mich wach zu rütteln. Das war im Dezember! Sie war hart und ehrlich und hat gesagt, dass ich sofort mit dem Theater aufhören muss und endlich laut zugeben soll, dass es mir nicht gut geht und ich wahrscheinlich die einzige bin, die glaubt das ich ab Januar wieder arbeiten könnte. Sie war so eindringlich, das ich direkt mit der Scharade aufgehört habe. Es ist anstrengend anderen was Vorzuspielen!

Als der Liebste an dem Abend nach hause kam und ich ihm alles „beichten“ wollte, hat er nur erleichtert aufgeatmet und direkt gesagt, das er das alles schon längst wusste, mich aber nicht bedrängen wollte. Man sollte den Ehemann und die Beste Freundin nie unterschätzen. Menschen die einen lieben, sehen oft auch die Dinge, die man vor ihnen verstecken will

Jedenfalls bekam ich auch den Rat um den ich gebeten hatte, nämlich sofort mit Sport anzufangen, denn da schüttet man eine Menge Glückshormone aus! Ich will übrigens nicht behaupten, dass Sport jetzt die Lösung für alles ist, aber er hilft bei erstaunlich vielen Problemen. Gesunder Geist im gesunden Körper, da ist ein bisschen was dran

Warum ich Euch das nicht von Anfang an so offen erzählt habe?

Weil ich Angst hatte und ehrlicherweise auch immer noch habe. In meinem Job bin ich für viele Menschen und für viel Geld verantwortlich. Da sind Burn Out, Depressionen oder wie immer wir das Ganze auch nennen wollen, keine gute Eigenwerbung.

Und das hier ist ein öffentlicher Blog, also muss ich damit rechnen, dass es von Leuten gelesen wird, die im Zweifelfall Einfluss auf meine berufliche Zukunft haben. Die Anonymität auf Eurer Seite des Bildschirm, ist für mich manchmal etwas gruselig

Ein Mensch, dem man andere Menschen und Geld anvertraut, sollte Geistig stabil und stark sein. Weil ich das wusste, konnte ich es auch so lange nicht richtig zugeben.

Wir Fernsehfuzzies sind eine große, ich nenne es Mangels treffenderem Wort, Inzucht Gemeinde. Es ist nicht ungewöhnlich, das wir auch privat nur mit anderen Fernsehfuzzies befreundet sind, oder zumindest überwiegend.

Ich habe auch Freunde mit „ordentlichen“ Berufen, aber die sind deutlich in der Minderzahl. Das liegt wahrscheinlich an unseren extremen Arbeitszeiten, denn das macht es oft schwer, Freundschaften mit Leuten außerhalb der Branche, zu pflegen.

Auf jeden Fall bin ich jetzt schon seit einiger Zeit bei einem Therapeuten, zu dem mir übrigens auch meine Beste Freundin verholfen hat, denn die Krankenkasse hat zwar die Therapie genehmigt eigentlich sogar angeordnet, war aber beim finden eines Therapeuten so gar nicht Hilfreich.

Jetzt mache ich eine Verhaltenstherapie, was in erster Linie bedeutet, dass ich lerne was meinen Stress verursacht. Ich habe natürlich meinen letzten Arbeitgeber (als Firma) dafür verantwortlich gemacht, aber das stimmt nicht, zumindest nicht annähernd in dem Ausmaß, wie ich dachte. Es hat sich heraus gestellt, dass ich mir den Großteil meines Stresses selbst gemacht habe.

Das war einerseits ernüchternd, denn wir geben alle lieber anderen die Schuld für unsere Misere, oder nicht?

Andrerseits ist das auch ziemlich praktisch, weil ich so auch nur mich selbst (und meinen Therapeuten) brauche um in meinem Kopf aufzuräumen.

Und das funktioniert gut, sogar sehr gut!

Ist mein Therapeut ein Magier? Nein, ist er nicht, aber er ist verdammt gut darin mir gewisse Mechanismen, die ich selbst installiert habe, zu erklären. Und weil ich sie jetzt verstehe, kann ich sie nach und nach deinstallieren!

Eigentlich lässt er mich den Löwenanteil der wöchentliche Stunde reden.

Ja obwohl ich hier jeden Tag einen halben Roman schreibe, habe ich trotzdem noch Redebedarf

Er sagt verhältnismäßig wenig, aber das was er sagt, bringt mich wirklich weit nach vorne. Er gibt mir quasi „denken“ als Hausaufgabe mit. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass ich hier jetzt jeden Tag Seelenstriptease betreibe.

Ich weiß nicht, ob es Euch was bringt, das ich jetzt die ganze Wahrheit erzählt habe.

Ich weiß auch nicht ob und falls ja, welche Konsequenzen das für mich haben wird.

Aber ich wollte hier nicht weiter „Klugscheißern“, ohne das Ihr die ganze Geschichte kennt. Ich fühle mich geehrt, dass einige von Euch das Gefühl haben, sich mir anvertrauen zu können. Ihr sollt wissen, dass Euer Kummer bei mir gut aufgehoben ist, weil ich weiß, was es bedeutet Geheimnisse zu haben.

Aber Ihr sollt auch wissen, wie gut es sich anfühlt, seine Geheimnisse zu teilen, mit allen die Euch wichtig sind. Auch das ist ein erster Schritt, um sich besser zu fühlen.

Mir hat es geholfen, denn ich bin zwar immer noch dick, aber meinem Kopf geht es wieder so richtig gut… 😉

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