Der Wal und was bisher geschah Teil 2 vom 25. Mai 2014

Täglich 80 Bahnen Brustschwimmen hatte ich also erreicht. Der Muskelkater hatte sich auf ein Minimum reduziert, für meine Probleme mit Haut und Haaren hatte ich Lösungen gefunden und selbst der Weg ins Schwimmbad war Mittlerweile kein Thema mehr und dauert auch nur noch knapp 15 Minuten. Den Schrittzähler den ich mir direkt am Anfang bei den WW geholt hatte, legte ich nach ca. sechs Wochen ab. Inzwischen wusste ich, dass ich in meiner täglichen Routine mindestens 15 KM in irgendeiner Form zurücklegte. Das ist übrigens nicht so wahnsinnig viel, tatsächlich sind davon mindestens 5-7 KM das was ich an einem ganz normalen Tag zuhause umher gehe. Aber Nebenbei gesagt, so ein Schrittzähler ist eine gute Motivation sich zu bewegen und man fühlt sich seltsam belohnt wen man Abends drauf schaut und sieht, das man 15.000 Schritte getan hat.
Ich will aber auch ehrlich zugeben, dass es viele, viele Tage in meinem Leben gegeben hat, wo ich vermutlich noch nicht mal auf 2.000 Schritt gekommen wäre. Ich bin oder besser gesagt war, Lauf faul! Es hat ja seinen Grund, dass ich ein Wal geworden bin. Ich habe körperliche Anstrengungen weitgehend auf ein Minimum beschränkt. Eine Hedonistin die sich nicht gerne bewegt, wird irgendwann zwangsläufig zu einem Rubensengel
Aber ich schweife ab.
Meine erste sportliche Challenge war somit abgeschlossen. So weit, so gut! In der Zwischenzeit hatte ich dann auch entdeckt, dass es in dem von mir bevorzugtem Schwimmbad einen dazugehörigen Fitness Club gibt. Getreu dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ hab ich mir also Termine für Gesundheitscheck und Probetraining gemacht.
Am 28. März, also ziemlich genau 2 ½ Monate nach dem Startschuss zu meiner Sportler Karriere, war es soweit und ich musste zum Gesundheitscheck. Das ist jetzt eigentlich nichts Dramatisches. Ich musste von meinem Arzt eine Empfehlung für einen Angemessenen Trainingsblutsruck ausfüllen lassen.

Gerade hab ich den Liebsten gefragt, ob die sowas auch von ihm wollten? Wollten sie nicht! Beruhigend, das die so ein vorsichtiges Auge auf Dickerchen wie mich haben
Und schon wieder abgeschweift…

Auf jeden Fall hab ich die Empfehlung mitgebracht. Dann musste ich unter Aufsicht auf ein Trimm Rad, Fragebogen ausfüllen, Blutdruck messen und last but not least an eine Maschine, von der ich beim besten Willen nicht mehr weiß wie sie heißt, die aber sowas wie eine Körper Analyse erstellt. Ich hab damals auf meiner privaten FB Seite darüber „relativ“ Ehrlich und Humorvoll, vor allem aber optimistisch geschrieben. Aber großer Gott hat das anschließende Gespräch mit dem Trainer, über das Ergebnis der Diagnostik, wehgetan!!!
Versteht das nicht falsch, der Trainer, ich nenne ihn hier einfach mal Phil, ist ein zauberhafter junger Mann, Mitte Zwanzig, der selbst natürlich die personifizierte Sportlichkeit ist, es aber absolut hervorragend versteht feinfühlig mit mir umzugehen. Er tut und sagt absolut nichts, was mich verletzten könnte, aber hier Sitze ich, die ich mich so hab gehen lassen, in Sportklamotten die wahrlich auch nicht meine attraktivste Seite zum Vorschein bringen, vor strahlender, fitter Jugend und fühle mich elender als jemals zuvor. Denn da auf dem Blatt, auf dem meine Ergebnisse in Form von Tabellen und Zahlen dargestellt ist, steht unter anderem das Wort „Adipositas“ umgangssprachlich auch Fettsucht genannt! Es war nicht das erste mal, das ich das Wort lesen musste. Als ich anfing mich mit meinem Gewicht zu beschäftigen, habe ich natürlich viel im Internet recherchiert und mir war schon klar, dass ich mit meinem Übergewicht als Adipös gelte. Aber da war ich allein an meinem Schreibtisch und ich sprach auch nie darüber. Das Wort laut auszusprechen hätte mir schreckliche Angst gemacht, es wäre zu real gewesen! Auch der Sportgott spricht es nicht laut aus, was er aber ausspricht ist, dass mein Körper zu 53% aus Fett besteht und das ist eigentlich genauso schlimm. Ich muss meine ganzen Humorreserven aktivieren um an diesem Tag im Büro des Fitness Clubs nicht in Tränen auszubrechen. Ich setzte ein tapferes Lächeln auf und fange an mein zukünftiges Sportprogramm mit Phil zu besprechen. Er will wissen wie oft pro Woche ich denn gerne Sport machen möchte und ich sage selbstbewusst „Täglich außer am Wochenende und später vielleicht auch dann noch!“. Und dann macht er dann doch einen Fehler, der mich aber wahrscheinlich mit am stärksten in den nächsten Wochen motivieren sollte. Phil lächelt mich sanft mit einem wissenden Blick an, der mir verrät, dass er das schon oft gehört und selten erlebt hat. Ich weiß das er es nicht böse meint, aber in diesem Moment hasse ich ihn mit so einer Intensität, das mir ganz heiß wird. Aber ich lächle weiter, mache ein paar Witze über mich selbst und schwöre mir im Stillen, das ich diesen Blick nie wieder sehen werde.

Trotzdem, als ich nach abgeschlossenem Probetraining später draußen vor dem Bad bin, muss ich mich erst mal setzten und es dauert drei Zigarettenlängen, die ich ungesunder Weise und gegen meine Gewohnheit hinter einander wegrauche, bis ich mich wieder soweit im Griff habe, das ich nach Hause gehen kann.
Ich werde Euch jetzt nicht in epischer Breite berichten, wie die ersten Wochen meines neuen Sportprogramms waren.
Auf den Punkt gebracht: Alles auf Anfang! Ich dachte das Schwimmen hätte mich gut vorbereitet, was es wahrscheinlich auch hat, womöglich wäre ich ohne die Vorübung direkt vor Erschöpfung gestorben. Jetzt dauert es etwas länger…
Alles ist wieder da, der Muskelkater, die permanente Müdigkeit, die Verzweiflung, aber eben auch mein brennender Ehrgeiz und mein Spieltrieb. Beides übrigens praktische Charaktereigenschaften, wenn man versucht den Mount Everest abzubauen Ich versuche jeden Tag aufs Neue an mein Limit zu gehen und da ich ja hier auch ehrlich von meinen schlechten Seiten spreche, darf ich auch mal ein wenig prahlen. Lustiger weise arbeiten nicht nur die WW mit einem Punktsystem, sondern auch das Sportstudio. Laut meinem Plan soll ich pro Woche Durchschnittlich mindestens 35 Punkte durch Ausdauertraining erwirtschaften. Ich habe im Durchschnitt 215 Punkte.
Diesen Samstag, also gestern, habe ich die ersten acht Wochen meines Training Programms abgeschlossen und morgen früh um 10 Uhr habe ich mein Kontrolltraining mit Phil.
Ich bin schon auf seinen Blick gespannt… 😉

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